From Disco to Disco Teil 1
Postkarten-Prosa 10/11
27. Dezember:
Die Feiertage fallen aufs Wochenende.
Nord- und Westeuropa sind eingeschneit, Südeuropa und Irland bankrott.
Und wenn du dich im Bekanntenkreis umhörst, haben die Einen kein Geld, die Anderen keine Zeit und Viele haben Besseres zu tun.
Wir streunen zu viert durch die Nacht auf altbekannten Pfaden,
doch die Lichter sind erloschen, die Türen teils für immer verriegelt und so steuern wir geradewegs auf die Resignation zu,
als wir in einer verschwiegenen Gasse dann doch noch Musik hören.
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Das Brown Sugar hat eine große Theke, verkauft keine Cola und fasst, wenn es hoch kommt, dreißig Gäste und mit uns sind es heute einunddreißig.
Hier finden wir auch in den folgenden Nächten Unterschlupf, die Stimmung ist gut und die Cocktails sind unverschämt günstig.
Gleich beim ersten Besuch mische ich mich ein und gehe dem Wirt zur Hand, denn wenn alle mit anfassen wird es keine Plackerei.
Zu zweit wuchten wir, den randalierenden Zecher vor die Tür. Später taucht die Bedienung vom Cap de Creus auf und so wissen wir,
dass wir nicht weiter suchen müssen.
Im Brown Sugar finden sich auch Musiker ein, schaffen sie es zur gleichen Zeit am gleichen Ort und das gelingt nicht immer,
spielen sie mit Gitarre, Saxofon und Querflöte auf, den Gesangspart übernimmt das Publikum.
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30. Dezember:
Dieter führt Tagebuch. Er hat es schriftlich und auch ich kann mich erinnern.
Silvester wird überschätzt, die Nacht davor war hier immer schon die Nacht der Nächte.
Nun werfen alle ihre Netze aus, das Galeon und Habana, Tropical, Dali Bar, Frontera,
und noch ein gutes Dutzend weiter Kneipen, Bars und Diskotheken, deren Namen ich nicht
kenne oder mir nicht merken kann. Doch die Gewässer sind überfischt. Es sind nicht genug Nachtschwärmer unterwegs.
Auf den Tanzflächen zappelt nur wenig Beute und die Dali-Bar hat den Nimbus des letzten Fischers in der Nacht längst verloren.
Zu viel erwartet!
Die Nacht gerät zur Enttäuschung.
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